Dieses ganze Abkommen war der reinste Irrsinn. Natürlich wusste Steve, dass es ihr Kampf in Sokovia nicht gut ausgegangen war. Über die Konsequenzen ihres Handels war er informiert. So etwas hätte natürlich nicht passieren dürfen. Damals hatten sie zu viele Tote zu beklagen. Besonders Zivilisten. Noch immer fühlte er sich schlecht dabei, aber leider konnte er es nicht mehr rückgängig machen. Ihr Plan war nicht gut genug durchdacht gewesen und trotzdem. Rechtfertigte es diese Sache, dass man den Menschen jegliche Freiheit nahm? Eine Freiheit, die sie schon so oft erkämpfen mussten? Damit würde es der Bevölkerung nicht besser gehen im Gegenteil. Das war keine Freiheit, das war Angst. Angst spielte sich in den Gesichtern der Leute wieder. Nicht der Gedanke an die Freiheit, die ein paar damit hatten. Man gab den Menschen mit besonderen Fähigkeiten nicht einmal die Chance sich kontrollieren zu lernen und noch dazu schränkte es ihren Handlungsspielraum ein. Wenn die Avengers an dieses Abkommen gebunden waren und diesem zustimmen, dann gaben sie ihre Entscheidungsgewalt ab.

Er konnte nicht einfach dabei zusehen wie die Eltern von Feinden zerstört wurde und man setzte sie dann nicht ein. Niemanden würde es etwas bringen wenn auf den Befehl zum Eingreifen warten mussten, nur weil ein paar wichtige Leute diese ganze Sache falsch einschätzen. Steven sah schon die ganzen Verluste, die ihr zu spätes Handeln bringen würde. Deswegen mussten sie etwas tun. Außerdem ließ sich das mit der eigentlichen Avengerssache gar nicht vereinbaren. Das war das genaue Gegenteil von dem, was sie immer verdeutlichten und wofür sie standen. Er wollte nicht die Macht haben um über alle zu befehlen, aber er wollte sich auch nicht einsperren lassen. Gezwungen da zu sitzen und zu warten. Wieder einmal dachte er zu sehr nach. Um seinen Kopf etwas frei zu bekommen, entschloss er sich dazu ein wenig boxen zu gehen. Nach den ersten Schlägen schien es wirklich besser zu werden, aber die Gedanken und die Sorgen kehrten ganz schnell zurück. Das größte Thema war wohl immer noch Bucky. Sein bester Freund stand im Fokus. Mit diesem Anschlag hatte er nichts zu tun. Davon war Steve mehr als nur überzeugt. Er wusste es und er würde alles für Bucky geben. So wie er es immer getan hat.

Ihre Freundschaft war sehr stark. Stärker als jede andere, die er bis jetzt geschlossen hatte. Sie hatte einen Weltkrieg und 70 Jahre Eis überstanden. Dann würden sie das auch überstehen. Egal was auch immer passieren würde. Er würde für Bucky kämpfen und für ihn sterben. Denn er stand das mit ihm durch. Wieder schlug er ein paar Mal auf den Boxsack ein. Diesmal kräftiger. Immer wieder schwelgte er in Gedanke und dachte an die Zeit vor dem Eis. Ab den Tag wo sie sich das erste Mal begegnete und daran, was sie alles gemeinsam geleistet hatten. All das sollte nicht zerstört werden durch diese eine fälschliche Sache. Es hieß man hatte Beweise dafür, dass Bucky dieses Attentat begangen hatte. Das er eindeutig zu erkennen sei. Das musste ein Trick sein, Irgendjemand gab sich als Winter Soldier aus. Nur aus welchem Grund und wer steckte wirklich dahinter? Es waren einfach so viele Gedanken, die in seinem Kopf herumfleuchten. Zu viele um sie zu ordnen und in ein geeignete System zu bringen. Auch wenn er es nicht zugab, aber die Spaltung der Avengers - seiner Freunde - machte ihm mehr zu schaffen als man annehmen könnte.

Bucky war sein bester Freund seit Kindertagen und das würde sich auch niemals ändern. Auch wenn sich die ganze Welt gegen ihn stellen würde. Egal was für Verbrechen sie begingen. Wie stark sie sich stritten. Wie viel sie einstecken mussten. Er würde sich immer auf die Seite von ihm stellen und für ihn kämpfen. Für die meisten der anderen war das sehr schwer vorstellbar. Natürlich wusste er, dass er so ziemlich der Einzige war der von der Unschuld des Barnes überzeugt war. Hydra.....zerstörte so viele Dinge. Nahm so viele Menschen mit in ihr Grab und sie waren unberechenbar. Alle Taten. Alle Handlungen, die der Winter Soldier getan hatte waren nicht die Taten von Bucky. Nichts von alle dem. Denn sein bester Freund wäre diesen Schritt niemals gegangen. NIEMALS. Die Gehirnwäsche von Hydra hatte so viel Dinge zerstört und kaputt gemacht. So viel und Steve hatte schon lange den Drang unterdrückt sich zu rächen. Schon öfters hatte er diese Rachegedanken, aber schlug sie recht schnell beiseite. Wenn er diese gewinnen ließ, dann war er nicht besser als der Feind. Witzig. Jetzt klang er ein wenig wie Tony. Wieder schoss ihm die ganze Sache durch den Kopf. Ein kurzes Seufzen entwich ihm.

Hätte man ihm früher erzählt, dass er sich so viele Gedanken machen würde dann hätte er das sicherlich nicht geglaubt. Wieder folgten Schläge und eigentlich ging er nicht davon aus, dass sich jemand zu ihm gesellen würde. Immerhin war es früh am Morgen. Als sie untertauchen mussten, hatte er die Halle etwas umfunktioniert zur 'Sporthalle' bzw, wohl eher zur Boxhalle. Sie lag abgeschottet genug von den Schlafräumen. Denn die anderen sollten nicht durch ihn geweckt werden. Wieder gingen ihm all die ganzen Dinge durch den Kopf die passiert waren und die derzeit passierten. So bekam er anfangs gar nicht mit, dass jemand den Raum betrat. Erst als er angesprochen wurde, realisierte er die Person. Ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
"Guten Morgen. Gut geschlafen?"
Wieder konzentrierte er sich auf den Boxsack und verpasste diesem noch ein paar saftige Schläge, bevor sein bester Freund diesen aber festhielt. Sofort senkte er seine Hände und man sah ihm deutlich an, dass er schon eine Weile trainierte. Ein paar seiner Freunde meinten, dass er das nötig hätte. Doch ein Training war immer gut. Wirklich gut. Ein wenig außer Puste sah er Bucky an und schmunzelte bei seinen nächsten Worten.

"Ja und es ist der Einzige den ich gut kann. Nicht perfekt und sicherlich auch ausbaufähig, aber man sollte das nehmen was man bekommen kann oder?"
Für einen Moment dachte er an die Zeit zurück, wo er regelmäßig verprügelt wurde. Bucky hatte sehr oft eingegriffen und die Schläger verscheucht. So viel hatte er ihm zu verdanken und den Haken hatte er wohl in den letzten Jahren ausbessern können. Hoffte er zumindest.
"Dir habe ich dahingehend nie das Wasser reichen können, aber ich dachte mir.......hey.....irgendwann willst du den Typen auch mal in den Arsch treten. Also...."
Er wies auf den Boxsack und lächelte dann leicht. Sie hatten ein paar Minuten ohne die anderen und das brauchte Steve auch gerade. Einfach mal ein bisschen mit Bucky reden. Egal über was. Dann schlug der Barnes ein Training vor und sofort stimmte Steven zu.
"Gerne. Ein gutes Training schadet nie und ich muss einen klaren Kopf bekommen. Ein paar Gedanken vertreiben. Hätte man mir damals gesagt, dass ich so ein Kopfmensch werde dann hätte ich das selber nicht geglaubt! "
Es war so. Warum hätte der kleine schwächliche Steve Rogers nur zustimmen sollen? Damals hätte er niemals gedacht, dass er einmal ein Superheld werden würde. Niemals.
"Ich muss dich aber warnen. In den letzten Jahren habe ich mich verbessert! Meinst du, du kannst da mithalten?"
Schon stellte er sich bereit und grinste Bucky an. Ein Training zu zweit hatte er seit Ewigkeiten nicht mehr gehabt und es würde Spaß machen und ihn fordern. Da war er sich ziemlich sicher.

Den Umständen entsprechend? Das klang nicht wirklich überzeugend, aber Steve machte nicht die Anstalten genauer nachzuhaken. Hätte Bucky weiter auf das Thema eingehen wollen, dann hätte er noch mehr geantwortet. Die Frage des Älteren kam nicht überraschend und Steven sah kurz zum Boxsack und dann zurück zu seinem besten Freund.
"Nenne es nicht Schlaf. Ich tue alles andere aber nicht das. Dafür schwirren mir einfach zu viele Dinge im Kopf herum. Richtig erholend geschlafen, hab ich schon seit einer ganzen Weile nicht mehr!"
Es entsprach der Wahrheit. Erholung war wirklich etwas anderes. Sicherlich wäre es gut, wenn er hin und wieder etwas mehr und besseren Schlaf hätte, aber solange er noch auf den Beinen stand war alles okay. Eine Sorge wurde ihm immerhin damit genommen, dass Bucky jetzt hier war und er würde alles tun um ihn zu verteidigen. Dieser ganze Krieg musste aufhören. Die Erde hatte mit größeren Bedrohungen zu kämpfen. Eigentlich mussten sie zusammenhalten um zumindest ein paar mehr Chancen zu haben. Was auf sie zukommen könnte, konnte Steven noch nicht genug einschätzen, aber er wusste dass sie wohl bald mit einer möglichen Bedrohung rechnen könnten. Immerhin herrschte nie eine sonderlich lange Zeit der Ruhe. Wenn man ihre derzeitige Situation so bezeichnen konnte.

So ganz war der Rogers nicht von seinen Fähigkeiten überzeugt, wusste er doch dass Bucky weitaus besser austeilen konnte als er. Das war schon immer so gewesen. Mit rechts konnte er besser angreifen als mit links und er versuchte immer sie gleich gut zu trainieren. Nur kam das Training an manchen Tagen einfach viel zu kurz. Ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen als er die Worte des Barnes hörte.
"Dumm? Das war alles geplant! Ich hab die Typen alle fertig gemacht!"
Natürlich stimmte das nicht, aber er hatte sich das früher immer eingeredet. Er mochte es nicht verprügelt zu werden, aber das war ein gutes Training gewesen. So dumm es auch klang. Irgendwann hätte er es schon geschafft diesen Typn mal eine rein zu hauen. Doch er wollte nochmal auf das Thema mit dem Mut kommen.
"Mutig? Nein, das war kein Mut. Stolz aufs Vaterland ja, Verpflichtung die Schwächeren zu beschützen ja. Mit Mut hat das nicht zu tun. Wenn doch, dann haben wir beide davon mehr als genug. Immerhin warst du an meiner Seite als wir Hydra in den Arsch getreten haben und wenn wir ehrlich sind.....es war wirklich selten dämlich von mir den Jet einfach zu versenken. Ich hätte ja noch raus springen können!"

So sah er das zumindest. Niemand hatte von ihm verlangt, dass der 'Captain mit seinem Schiff' unterging. Er hätte sicherlich eine Möglichkeit gefunden. Seit er wieder aufgewacht war, hatte er sich schon öfters gefragt, wieso er gar nicht erst nach einer Möglichkeit für seine Rettung gesucht hat. Weil er selbstlos war? Nur an die anderen dachte? Vielleicht wollte er aber auch ein großer Kriegsheld werden? Keine unscheinbare Hülle auf der Welt?
"Ja. Du könntest recht haben. Immerhin hab ich mich ja immer freiwillig in den Straßen rum getrieben und mich mit Typen angelegt, die stärker als ich waren. Alles geplant. Aber weißt du. Eine Sache hat sich nicht verändert. Egal in welcher Zeit wir sind. Immer ist Krieg und wir sind wieder mitten drin. Es ist...."
Für einen Moment streifte er sich die Boxhandschuhe ab und nahm sich dann eine Flasche Wasser, aus welcher er einen Schluck trank.
"....als würden wir das förmlich anziehen. Findest du nicht auch? Aber ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen werden!"
Nun streifte er sich wieder die Handschuhe über und trat einen Schritt auf Bucky zu. Sie konnten Frieden herstellen, wenn sie alle an einem Strang zogen. Solange dies nicht der Fall war, sah Steven allerdings schwarz.

Sein bester Freund machte sich bereit und auch Steven begab sich in Stellung. Wie lange hatten sie das schon nicht mehr gemacht? Es musste Jahrzehnte her sein. Dieser Gedanke stimmte ihn nicht gerade zufrieden. Viel zu lange war es her.
"Dann zeig mir was du kannst. Ich hab mich verbessert zu damals. Ich bin nicht mehr ein so hoffnungsloser Fall!"
Ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen und er machte sich bereit. Die Frage des Barnes war wirklich sehr gut. Angriff oder Verteidigung? Nun. Der Rogers wusste nicht wann sie das nächste Mal dazu kommen würden und er hatte bis jetzt immer nur den Angriff trainieren können. Alleine machte sich das wirklich an besten. Also blieb nur eine Möglichkeit.
"Verteidigung. Greif mich an mit allem was du hast und wie stark du kannst. Wirklich. Ich halte das aus. Geh nicht zu sanft mit mir um, sonst ist das kein richtiges Training. Die Feinde werden auch keine Rücksicht nehmen!"
Natürlich wusste er was er von Bucky verlangte und das tat ihm auch sofort wieder Leid. Denn Steve wusste, dass Bucky wahrscheinlich nur ungern auf ihn losgehen würde. Wirklich sehr ungern. Doch das war ein Training und es brachte nur was, wenn sie beide zu 100% bei der Sache waren. Er ging in Abwehrstellung.